Von Aleks 14. März 2023
Von Anfang an
Fohlenhufe sind absolut faszinierend. Bei der Geburt sind sie noch vom sogenannten Fohlenkissen umgeben. Dieses die Stute vor Verletzungen schützende Eponychium bildet sich nach der Geburt schnell zurück. Ein Fohlenhuf ist anfangs am Tragrand schmäler als am Kronrand, erst durch die Belastung des Körpergewichts weitet er sich und bildet mit der Zeit die Hufform, wie wir sie kennen, aus.
Fohlen wachsen sehr schnell und damit verändern sich die Hufe auch entsprechend. In den ersten beiden Lebensjahren des Pferdes wachsen die Hufe besonders stark. Und zwar nicht nur der äußerlich sichtbare Teil des Hufes, der ja bei ausgewachsenen Pferden ebenfalls wächst, sondern auch die knöchernen Strukturen im Inneren des Hufes - und dieses Knochenwachstum wird maßgeblich durch die Hornkapsel geformt. Ebenso entwickeln sich die Weichteilstrukturen. So wie auch der Rest des Pferdes, ist der Huf erst im 5.-6. Lebensjahr „ausgewachsen“.
Neben einer artgerechten Haltung mit viel Bewegung auf möglichst abwechslungsreichen Böden und einer bedarfsgerechten Fütterung ist regelmäßige Hufbearbeitung schon – oder besser gesagt insbesondere - im Fohlenalter sehr wichtig.
Regelmäßige Kontrolle und Korrektur der Fohlenhufe
Zum einen dient die Fohlenhufbearbeitung natürlich der Kontrolle und Korrektur der Hufe. Hufe spielen eine wesentliche Rolle für den gesamten Bewegungsapparat und beim Fohlen und Jungpferd führen huforthopädische Korrekturen auch meist zum Erfolg. Vernachlässigt man in dieser Zeit die Hufe, führt das im Gegenzug aber auch dazu, dass junge Pferde eben dadurch Fehlstellungen entwickeln können.
Gesunde Fohlenhufe sollten etwa alle 4 Wochen bearbeitet werden. Sind gravierende Fehlstellungen wie Beugefehlstellungen (z.B. angeborener Sehnenstelzfuß) oder Gliedmaßenfehlstellungen (etwa im Vorderfußwurzelgelenk, Fesselgelenk oder Sprunggelenk) vorhanden wird meist – in Absprache mit dem Tierarzt - ein viel kürzeres Bearbeitungsintervall benötigt.
Die Basis für eine stressfreie Hufzukunft
Zum anderen ist Fohlenhufbearbeitung ein ganz wesentlicher Bestandteil der Sozialisation des Fohlens in der Menschenwelt. Hier sind zunächst schon vor dem ersten Huftermin die Besitzer:innen gefragt, die Hufe ihrer Nachwuchspferde hochzuheben und zu halten. Als Hufbearbeiter:in kann man dann geduldig, liebevoll und konsequent darauf aufbauen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass für die Pferdekinder alles noch ganz neu ist, das Gleichgewicht länger auf drei Beinen zu halten scheint fast unmöglich, das Werkzeug macht komische Geräusche und fühlt sich merkwürdig an. Oft hilft es, wenn sie ihren Müttern oder routinierteren Fohlen vorab bei der Hufbearbeitung zuschauen können.
Bei den meisten Fohlen siegt die Neugier schnell, mit der Übung kommt das Gleichgewicht und schon der zweite Huftermin wird zu einem interessanten und kurzweiligen Ritual. Positive Huftermine im Fohlenalter legen den Grundstein für stressfreie Hufbearbeitung in der Zukunft und machen Besitzer:innen, Pferden und Hufbearbeiter:innen das Leben deutlich leichter.
Langfristig gesehen macht es jedenfalls überhaupt keinen Sinn, Fohlenbeine mit Gewalt festzuhalten. Irgendwann sind sie groß und dann funktioniert das sowieso nicht. Vielmehr sollte man dem Pferdekind ermöglichen, bei der Hufbearbeitung aktiv mitzuarbeiten – also den Huf selber hochzuheben und zu halten, aber genauso sollte man dem Fohlen zuhören, wenn es kurz eine Pause braucht.
Wenn die Fohlen nach dem Huftermin gerne noch dableiben, um die Hufbearbeiterin fröhlich zu inspizieren oder den Hufbock abzuschlecken und gerne gleich nochmal drankommen würden, dann war der Termin aus meiner Sicht ein voller Erfolg.